Eine aktuelle, groß angelegte Studie aus Schweden bestätigt den Nutzen der Magnetresonanztomographie (MRT) bei der Prostatakrebs-Früherkennung. Die Ergebnisse zeigen, dass bei unauffälligem MRT-Befund auf eine Gewebeentnahme (Biopsie)verzichtet werden kann. Dadurch lässt sich die Zahl klinisch nicht relevanter Prostatakarzinom-Diagnosen um etwa 50 Prozent reduzieren, ohne aggressive oder fortgeschrittene Tumoren zu übersehen.
„Die Studienergebnisse bestätigen, dass die MRT-gestützte Diagnostikeinen bedeutenden Meilenstein in der Früherkennung von Prostatakrebsdarstellt“, erklärt Dr. Pedram Derakhshani, leitender Arzt im Westdeutschen Prostatazentrum in der KLINIK am RING in Köln. „Sieermöglicht es uns, therapiebedürftige Tumoren frühzeitig zuerkennen und zugleich unnötige Biopsien zu vermeiden.“
Bei Verdacht auf Prostatakrebs, etwa aufgrund eines erhöhten PSA-Werts oder auffälliger Ultraschallbefunde, ist eine präzise Diagnostik von großer Bedeutung. Während früher häufig unmittelbar eine Biopsie „blind“ durchgeführt wurde, ohne genaue Kenntnis der Tumorlage, ermöglicht heute die multiparametrische MRT (mpMRT), verdächtige Bereiche in der Prostata sichtbar zu machen. Dies erlaubt eine gezielte und schonende Gewebeentnahme mittels der sogenannten MRT-Fusionsbiopsie.
Studiean 13.000 Männern
Die im New England Journal of Medicine publizierte Studie umfasst rund13.000 Männer im Alter zwischen 50 und 60 Jahren mit einem PSA-Wert von mindestens 3 ng/ml. Sie wurden entweder einer klassischen, systematischen Stanzbiopsie oder einer MRT-gesteuerten Biopsie unterzogen. Die Nachbeobachtungszeit betrug im Median 3,9 Jahre.
De r Verzicht auf Biopsien bei unauffälliger MRT-Bildgebung senkt den Anteil nicht behandlungsbedürftiger Prostatakrebsdiagnosen laut Studiendaten um rund 50 Prozent. So lag die Rate an Prostatakrebsdiagnosen in der MRT-Gruppe bei 2,8 %, verglichen mit4,5 % in der Kontrollgruppe. Das relative Risiko einer Überdiagnose war in der MRT-Gruppe um 57 % geringer. In beiden Gruppen wurden zudem nur wenige fortgeschrittene oder aggressive Karzinome festgestellt.
„Das Ziel der Früherkennung muss es sein, vor allem jene Tumoren zu identifizieren, die tatsächlich behandlungsbedürftig sind“, so Dr. Derakhshani weiter. „Die MRT ist dabei ein unverzichtbares Werkzeug, das uns hilft, die Balance zwischen notwendiger Behandlung und Vermeidung von Übertherapie zu wahren.“
GezielteDiagnostik dank MRT-Fusionsbiopsie
Im Westdeutsche Prostatazentrum kommt die multiparametrische MRT bereits seit vielen Jahren routinemäßig bei Verdacht auf Prostatakrebs zum Einsatz. Die moderne Technologie erhöht nicht nur di e Diagnosesicherheit, sondern reduziert auch unnötige Eingriffe und damit verbundene Belastungen für die Patienten. Durch diese Strategie trägt das Westdeutsche Prostatazentrum maßgeblich dazu bei, die Früherkennung von Prostatakrebs schonender und zugleich effektiver zu gestalten.
Jonas Hugosson, Rebecka Arnsrud Godtman, Jonas Wallstrom et al: Results after Four Years of Screening for Prostate Cancer with PSA and MRI, New England Journal of Medicine,25. September2024, Band 391, S. 1083–1095, DOI: 10.1056/NEJMoa2406050.